Im Dezember 2019 sagte der HR-Leiter eines grossen Schweizer KMU zu mir: «Wir sind heute noch nicht so weit mit Homeoffice, wir prüfen momentan die Möglichkeiten. Die Anweisungen für die Handhabung von Homeoffice und deren Regelungen brauchen Zeit». Und heute? Heute sitzen plötzlich ein Drittel seiner Mitarbeitenden im Homeoffice.
Wie werden wir das sehen, wenn wir auf die Coronakrise zurückblicken? Die Krise hat uns KMU einen Turbo in der Digitalisierung beschert. Nun arbeitet auch der letzte Laptop-Verweigerer diszipliniert und in Ruhe im Homeoffice. Wir sind nun routinierte Telefonkonferenz-Zuhörer. Geduldig lassen wir uns gegenseitig ausreden und nehmen Rücksicht aufeinander. Die unmöglichen Montagssitzungsprofilierungen sind Geschichte. Als versierte Video-Call-Teilnehmer sehen wir unsere Kolleginnen und Kollegen ab und zu in einem anderen, privaten Umfeld und sind dadurch einander paradoxerweise nähergekommen.
Prozesse, die vorher statisch waren, wurden unkompliziert und flexibel umgestaltet, ja sogar verbessert. Möglich war dies, weil sich die Just-In-Time-Produktion gelockert hat. Es gibt wieder Zwischenlager in der Nähe. Dort lagern Einzelteile, die rasch greifbar sind und somit der Produktion die nötige Flexibilität für kreative und innovative Ideen ermöglichen. Daraus sind neue Produkte und Angebote entstanden.
Ja, sogar SRF hat sich in einem Tempo gewandelt, welches wir uns nach der No-Billag-Abstimmung nicht vorstellen konnten. Schluss mit diesen langweiligen Moderatorenstatements die keinen interessierten, wie z.B. in Schweiz Aktuell. Heute gibt es spannende Kids- und Schulprogramme, Alltags-Reportagen mit lebhaften Einblicken und Meinungen und informative Hintergrundstorys für alle Altersgruppen. Das Beste, diese mehrfachen Wiederholungen von Nachrichtenbeiträgen zu jeder vollen Stunde sind Geschichte. Heute sind wir wirklich stündlich informiert.
Applaus ist das neue «Danke» Stark verändert hat uns die Krise im gegenseitigen Umgang. Fürsorge und Anteilnahme sind nicht mehr nur Worte. Sie werden aktiv gelebt, auch in den Unternehmen. Die Krise hat die Teams gestärkt. Das gegenseitige Verständnis füreinander ist gewachsen. Warum? Weil wir uns wieder nähergekommen sind. Plötzlich versteht jeder, warum Jan immer müde ist. Er pflegt seit drei Jahren seine schwer kranke Mutter, auch nachts. Susanne ist alleinerziehend und hat zwei Jobs. Das wusste vorher keiner.
Die Chefs sehen den Einsatz ihrer Mitarbeitenden mit etwas anderen Augen. Jede und jeder setzt sich so gut ein wie er kann. Dieses Engagement der Mitarbeitenden resultiert aus der gelebten Wertschätzung der Vorgesetzten. Nicht nur das Homeoffice ist heute selbstverständlich, auch die Nachbarschaftshilfe ist wieder in.
Die Zukunft ist da, sie ist anders. Ist sie besser? Das wird sich zeigen. In diesem Sinne applaudieren Sie mehr und tanzen Sie öfters.
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