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Digitalisierung bei KMU – Mittel zum Zweck

Aktualisiert: 22. Feb. 2021

Kaum ein Begriff wurde in den vergangenen 24 Monaten so häufig verwendet wie „Digitalisierung“. Und um kaum einen Begriff wurde ein so grosses Aufhebens gemacht wie um eben diesen Ausdruck. Die Digitalisierung wurde gar zu einer eigenen strategischen Disziplin erhoben. Beratungsfirmen, Verbände und sogar der Bundesrat sprechen von der digitalen Strategie, es werden Kongresse und Symposien abgehalten und viele Ratschläge erteilt. Nur: ist das wirklich so kompliziert? Ist es wirklich ein Mysterium, das die Hilfe einer ganzen Armee von Beratern in Anspruch nimmt? Ich sage: NEIN! Und dieses „nein“ hat verschiedene Aspekte.

1. Die Strategie Kennen Sie den Unterschied zwischen strategischer Planung und Strategie? Strategische Planung ist das, was die meisten Beratungsfirmen betreiben. Sie generieren einen riesigen Wusch an Informationen über den IST-Zustand der Firma. Dann identifizieren 3-7 Geschäftsfelder, in welchen sich die Firma nun weiterentwickeln sollte um den Anschluss an die Konkurrenz nicht zu verpassen (…und weg sind sie). Zu diesen 3-7 Geschäftsfeldern nehmen diese Berater seit einiger Zeit nun noch (obligatorisch) die Digitalisierung hinzu. Wenn man losgelöst vom Ganzen eine digitale Transformation der Unternehmung überstülpt, dann lässt sich das fast nicht lösen. Wo soll ich denn die Digitalisierung umsetzten, was soll das Ziel sein, was ist der Mehrwert, der Nutzen für wen? Eine ehrliche Strategiefindung für ein Unternehmen hingegen setzt sich mit der Entwicklung der Umwelt auseinander und setzt die langfristigen Ziele. Der Weg zu diesen Zielen ist dann die Strategie. Sie hat etwas mit der Vision des Unternehmens, mit der Entwicklung des entsprechenden Marktes, mit den Bedürfnissen und dem Verhalten der Kunden zu tun. Stellt man fest, dass diese strategischen Ziele nur mit einer digitalen Lösung zu erreichen sind, wird sie logischerweise umgesetzt. Digitalisierung jedoch ist nie ein Selbstzweck oder ein Selbstläufer. Sie dient der Umsetzung der Strategie bzw. dem Erreichen der strategischen Ziele.

2. Umsetzung Eine Strategie, die nicht umgesetzt wird, ist nicht das Papier wert, auf der sie steht. Das heisst, dass die strategischen Ziele, die man sich gesetzt hat, nun auch wirklich umgesetzt werden müssen. Wurde in einem Ziel eine digitale Lösung definiert, so geht es darum diese auch konsequent umzusetzen. Deshalb müssen das dazugehörende Produkt mit dem entsprechenden Prozess und der dafür nötigen Organisation definiert werden. Und genau für das braucht es die Berater, für den Blick von aussen. Es kann aber auch sein, dass einfach ein Prozess digitalisiert werden kann (Einführung eines CRM-Systems, die Verknüpfung von ERP und CRM, …). Damit werden z.B. Daten einfacher zur Verfügung gestellt (Kundenfokus), Prozesse werden schneller oder sogar automatisiert (Wettbewerbsvorteil). Das heisst nun nicht, dass die ganze Unternehmung digitalisiert wird. Die Digitalisierung ist einzig eine logische Konsequenz aus den strategischen Zielen und dient zur Erreichung derselben. Digitalisierung ist also Mittel zum Zweck und dient der Umsetzung der Strategie (ich weiss, dass ich mich wiederhole).

3. Kommunikation Ein weiterer Aspekt der Umsetzung ist die Kommunikation. Was da nicht alles erzählt, beraten und geschrieben wird. Verglichen mit der analogen Welt ist aber die digitale Welt nicht grundlegend verschieden. Generell muss zuerst eine übergreifende Kommunikationsstrategie erarbeitet werden. Bei der weiteren Planung werden die verschiedenen Kanäle, über die man seine Botschaften verbreiten will, definiert. Die Sprache, die Ausdrucksform und die Länge der Mitteilung muss den jeweiligen Foren angepasst werden. Auch müssen die diversen Kanäle miteinander orchestriert werden (wann teile ich wo was mit; gleichzeitig oder gestaffelt oder…). Ich gebe zu, dass die Kommunikation durch das Bespielen von zusätzlichen Kanälen etwas anspruchsvoller wird. Jedoch nützt es nichts, wenn man digital kommuniziert, sich die Kunden jedoch gar nicht in diesen Kanälen bewegen oder die Kaufentscheidung an einem völlig anderen Ort getroffen wird. So muss jede Firma und gerade KMUs sich genau überlegen, wo und wie zu wem kommuniziert wird. Auch hier: Die Digitalisierung ist Mittel zum Zweck.

4. Führung „Digitale Führung“, auch das ein Schlagwort, das in allen möglichen Medien rumgeistert. Wie aber bitte führe ich digital? Gemeint ist, dass sich mit der Digitalisierung die Führung grundlegend verändern würde. Dadurch, dass gewisse Prozesse digital ablaufen, gewisse Produkte bzw. Services digital erbracht werden, könne nicht mehr so wie früher geführt werden. Wenn man bis anhin Führung mit Management verwechselt hat, dann stimmt das. Mit der Digitalisierung können Produkte, Prozesse und die Leistung von Mitarbeitenden nicht mehr wie früher überwacht, bewertet und gelenkt werden. All jene aber, die in ihrer Führung den Menschen in den Mittelpunkt stellen, denen der Erfolg der Person und des Teams am Herzen liegt, die müssen kaum was verändern. Ja, man versteht vielleicht nicht mehr alles, was in der Firma produziert und geleistet wird bis ins Detail. Dafür unterstützt man die Mitarbeitenden und ihre Teams dergestalt, dass sie Erfolg haben können. Hier sind wir wieder bei einer meiner Lieblingsdefinitionen von führen: Führen heisst führen zum Erfolg. Das heisst, dass führen eine Dienstleistung darstellt (habe ich an anderer Stelle schon mal in einem Blog diskutiert [vgl. http://blog.todai.ch/fuehrung-sprueche-reichen-nicht/]). Eine mögliche weitere Konsequenz der Digitalisierung auf die Führung ist, dass der „Patron“, so wie man ihm bisher begegnet ist, wahrscheinlich der Vergangenheit angehören wird. Da die Digitalisierung Abläufe in einer Firma beschleunigt, abstrahiert und nicht mehr bis ins Detail verständlich macht, kann/muss der Patron nicht mehr alles verstehen und in alles eingreifen und es beeinflussen. Der Patron muss also im Rahmen der digitalen Transformation eine Führungstransformation durchlaufen. Patrons von KMUs rate ich folgendes: Um sich hier Unterstützung zu holen, wählen Sie eine Person aus, die Ihnen auf Augenhöhe begegnet. Nicht irgendeinen Grünschnabel, der noch nie geführt hat, nicht weiss, wie es sich anfühlt, wenn man einen eigenen Mitarbeitenden entlassen muss, nicht weiss, wie sehr sich die Firma über den Erfolg eines Teams freut. Wählen Sie eine Person mit Führungserfahrung. Zusammen können Sie die nötigen Führungsprozesse und einen guten Führungsrhythmus in der Firma einführen. Auch hier: Digitalisierung ist nicht Selbstzweck, sondern Anlass und Mittel zum Zweck.

Haben Sie etwas den Respekt vor der Digitalisierung verloren? Gut so! Mit der richtigen Begleitung (vgl. Punkt 2.) sind auch Sie in Zukunft auf Kurs.

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